UNSICHTBARE STÄDTE :
TEXTUREN DER MODERNITÄT UND NEUE GEOGRAPHIEN DER IDENTITÄT.


Es existieren zahlreiche theoretische Ansätze, um sich dem Phänomen « Stadt » zu nähern: geographische, historische, soziologische, anthropologische, ethnologische, semiologische, architektonische, literarische und viele mehr. Im vorliegenden Projekt sollen einige dieser Ansätze auf die Begriffe von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit integrativ und transdisziplinär angewendet werden. Das Phänomen der Unsichtbarkeit steht dabei im Zentrum unseres theoretischen Interesses: Wie artikulieren sich im Bezug auf das Phänomen der Stadt das Sichtbare und Unsichtbare im kollektiven Bewusstsein, im Gedächtnis, in kulturellen Repräsentationen, im Mythos und in den Städten selbst?
In welchem Verhältnis steht dazu die Konstruktion moderner Identität? Wie entwirft sich das Subjekt im Verhältnis zum sichtbaren und unsichtbaren Raum, den es bewohnt und von dem es bewohnt wird? Welche Strategien verwendet das Subjekt, insbesondere hinsichtlich des Erschreibens von Modernität, um den urbanen Raum zu bewohnen? Wie wird das Unsichtbare durch Texturen im weitesten Sinne (Text, Bild, Architektur, elektronische Medien, etc.) sichtbar gemacht? Kann man in diesem Kontext von neuen Geographien der Identität sprechen? Und wenn ja, welche wären dann ihre prominenten Eigenschaften?
Die « Unsichtbarkeit » der Stadt
Der Aspekt der Unsichtbarkeit soll in seiner Vielschichtigkeit erfasst werden. Dies wird insbesondere durch das Studium von Phänomenen wie etwa den urbanen „Unorten“, den städtischen Utopien, den „villes-mirages“, den hypertextuellen, virtuellen, okkulten, mystischen, eschatologischen, versteckten, unterirdischen oder zerstörten Städten geschehen. Es sollen Strukturen herausgearbeitet werden, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind, die jedoch das zu sein scheinen, was von einer Stadt übrig bleibt, wenn man sie der konkreten, physischen Dimension beraubt. Es muss untersucht werden, welche Natur dieser „Struktur“ zu eigen ist: Ist sie Ausdruck eines Mythos, einer übersinnlichen Realität, einer gemeinsamen Repräsentation, eines kulturell geteilten Wissens, einer Phantasmagorie, eines kollektiven Bewusstseins, einer historisierenden oder politischen Projektion? Diese Fragen werden uns zu einer Neubetrachtung des Begriffs der Stadt (des urbanen Raums, Ballungsraums etc.) selbst führen.
Texturen der Stadt / Texturen der Modernität
Dabei sollen die verschiedenen (literarischen, symbolischen, soziologischen, ethnologischen, historischen, architektonischen ...) Texturen der Stadt vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute anhand einer realen und/oder imaginären Sichtbarkeit studiert werden, die in unterschiedlicher Intensität verblassen und in bestimmten Fällen die Stadt unsichtbar machen kann.